Amerikas wichtigster Partner – Warum Washington die Bedeutung Deutschlands heute anders sieht

Vortrag von Dr. Andrew Denison – Marienthaler Forum am 18.05.2024

Am 5. November steht wieder ein Ereignis von internationaler Bedeutung an – die Wahlen in den USA. Joe Biden und Donald Trump konkurrieren erneut um die Präsidentschaft, und wie auch immer das Ergebnis ausfallen wird, es wird auch Einfluss auf Deutschland haben. Aus diesem Grund lud Ekkehard Schneider Andrew Denison, den Direktor von Transatlanic Networks, zu einem Vortrag ins Hotel Glockenspitze in Altenkirchen ein, um seine Einschätzung zu der Beziehung zwischen USA und Deutschland zu geben.

Ekkehard Schneider gab dazu die Tendenz in seinem Vorwort: „Es ist der 75. Jahrestag des Grundgesetzes, 75 Jahre Freiheit und Friede und eine demokratische Grundordnung, unter der Schirmherrschaft der USA. Jedoch zeichnet sich weltweit ein Demokratieverlust ab, der mit neuen Großmachtbestrebungen einzelner Nationen einhergeht“. Und dabei seien die Ausrichtung der USA und damit auch die Wahlen immanent wichtig für die weitere Entwicklung dieser autokratischen Systeme.

Gerade eine mögliche Widerwahl Trumps bereitet da natürlich große Sorgen. Aber inwiefern hat der Präsident der USA tatsächlich Einfluss auf die Beziehung zwischen diesen und Deutschland?

„Präsidenten kommen und gehen, Interessen und Institutionen bleiben bestehen“, fasst Andrew Denison die Kernproblematik zusammen. Auch wenn Trump viel will, erläutert er weiter, kann er nicht alles. Die Staatsmacht in den USA ist durch Institutionen und die einzelnen Bundesstaaten beschränkt, und mag die Wiederwahl Trumps durchaus im Bereich des Möglichen liegen, so nimmt diese nur wenig Einfluss auf die generelle Beziehung zu Deutschland.

Und diese Beziehung steht unter dem Interesse an „Frieden, Freiheit und Ordnung“. Die USA und Deutschland wissen gegenseitig, wie sie mit dem jeweils Anderen Geld verdient, dies ist jedoch nur bei einer stabilen Wirtschaft möglich. Deutschland ist hier für den eurasischen Kontinent der Dreh- und Angelpunkt.

Die USA messen Deutschland dabei eine höhere Bedeutung zu als im Kalten Krieg, sehen es aber auch als deutlich verwundbarer. In ihren Augen reichen die Verteidigungsausgaben nicht aus – ganz im Sinne von „Stärke ist weniger eine Provokation als Schwäche“ -, die Wirtschaft ist zu stark reguliert und die Importe gerade aus den USA zu gering. Dazu kommt der Mangel an einer gesunden Streitkultur – als Beispiel führt Denison an, dass es, obwohl es sich eine Verteidigung durch die USA wünscht, die guten Beziehungen zu Russland und China beibehält. Kurz: Deutschlands Wirtschaft und Politik werden weder als nachhaltig noch als wehrhaft empfunden.

Für den Erhalt und die Zukunft der Demokratie ist jedoch ein starkes Deutschland ausschlaggebend. Und diese Stärke ist – in den Augen der USA – durch höhere Verteidigungsausgaben, eine innovativere Wirtschaftlichkeit und eine modernere Politik zu erreichen.

Die USA sehen in Deutschland somit einen wichtigen Handelspartner und Verbündeten im Kampf um demokratische Strukturen. Doch es benötigt den vermehrten Einsatz aller Verbündeten, so Denison, um aus einem Pax Atlantica auch einen Pax Humana zu machen.